Begrifflichkeiten

Genesungsbegleiter*in, Peer, Expert*innen aus Erfahrung…

Es existieren verschiedene Begrifflichkeiten wie unsere Absolvent*innen, als „formell Tätige“ generell und innerhalb ihrer Arbeitsfunktionen im spezifischen, benannt werden. Übergeordnet wird hier oft die Bezeichnung „Expert*innen aus Erfahrung“ verwendet. Diese scheint in vieler Hinsicht zielführend, da sie sich nicht auf ein Setting, oder ein Arbeitsfeld bezieht und klar aufzeigt, dass von einer professionellen Tätigkeit gesprochen wird (im Gegensatz zur Laientätigkeit). Die in dieser Bezeichnung enthaltene Begrifflichkeit der „Expert*in“ wird jedoch von einigen thematischen Mitstreiter*innen, darunter auch einigen unserer Absolvent*innen als nicht-korrekt betrachtet. Dies u.a. mit dem Argument, dass in der Berufswelt der Titel der Expert*in erst bereits ausgebildeten Fachpersonen, mit einer zusätzlichen vertieften Ausbildung, erteilt wird.

In der deutschsprachigen, psychiatrie-spezifischen Literatur wird zudem oft von „Peer-Arbeitenden“ (Peer bedeutet Gleichgesinnte*r), „Nutzenden“ (Service-User), „Psychiatrie-Erfahrenen“, oder auch von „Betroffenen“ gesprochen. Je nach Land oder Kulturkreis werden andere Begrifflichkeiten bevorzugt (Spencer, 2011). Hier ist aber anzumerken, dass bei all diesen Bezeichnungen so nicht ersichtlich ist, ob eine Qualifizierung für die spezifische Tätigkeit durch eine Weiterbildung (z.B. die EX-IN Weiterbildung) absolviert wurde.

In der Schweiz sehr geläufige Bezeichnungen unserer Absolvent*innen sind, neben dem der Expert*in aus Erfahrung, Genesungsbegleiter*in und Peer. Eventuell könnte es hier sinnvoll sein jeweils von „formell tätigen“ Genesungsbegleiter*innen und/oder Peers zu sprechen, damit eine klare Abgrenzung zur Laien Tätigkeit gemacht werden kann. Die spezifischen Begrifflichkeiten können natürlich auch dem jeweiligen Einsatzbereich angepasst verwendet werden (z.B. ob jemand direkt mit Menschen in Krisen arbeitet, oder in der Qualitätsicherung, Forschung oder Bildung).

In der psychiatrieübergreifenden Literatur wird oft von Patient*innenexpert*innen gesprochen. Der Begriff scheint im Zuge der Forderung nach einer partizipativen Zusammenarbeit nicht treffend. Trotz ihres persönlichem Krankheits- und Genesungserfahrungswissen stehen unsere Absolvent*innen während ihren formellen Tätigkeiten nicht in der Rolle der Patientin, des Patienten. Zudem kann ihr fachspezifisches Wissen nicht auf deren Erfahrung als Patient*innen reduziert werden, da dieses die individuellen Lebenswelten beinhalten und nicht nur das Erlebte während Klinikaufenthalten beleuchtet.

Wie bereits erwähnt, sind sich auch die EX-IN Absolvent*innen selber und auch wir uns als Verein EX-IN nicht über die zu verwendenden Begrifflichkeiten gänzlich einig. Zudem kann die Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen auch dazu führen, dass sich der Wunsch im Laufe der Zeit verändert, wie sich jemand „betiteln“ möchte (Speed, 2006). Als Verein ist es uns ein grosses Anliegen, diese wichtige Diskussion mit Vertreter*innen der EX-IN- und Recovery-Bewegung mitzugestalten. Geeignete Begrifflichkeiten zu definieren gehört zum bedeutenden Prozess der Professionalisierung und Anerkennung der formellen Tätigkeit unserer Absolvent*innen.

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